Spät aber immerhin, ihr kennt mich ja.
Für mich Persönlich war das Jahr beim Hof ein sehr bewegendes. Es ist unglaublich viel passiert in meinem Innen und Außen. Und die alte Barracke, der grüne Hugo, die wunderbare Erde, Henry Lisa Anne Albi Streffi, Chista, Ralf und das ganze Gemüse haben keinen unerheblichen Einfluss darauf gehabt.
Als ich beim Hof angefangen habe, hatte ich nicht den blassen schimmer wann Möhren eigentlich wachsen oder was ein schwarzer Rettich ist. Und ich wollte jetzt auch endlich mal ernsthaft die Welt retten anstatt nur zu schimpfen, und hatte gehört mit Gärtnern ginge das wohl. Ich musste also dort hin und endlich etwas über Gute Nahrung, was Pflanzen brauchen, der Erde einen Dienst erweisen und, tatsächlich auch, mich zu lernen.
Die Zeit der Ernte und der Einkehr.
Nachdem ich, gleich zu beginn, mitten in den Riesigsten Ernte-Trubel meines lebens hinein geraten war und nicht recht gestaunt habe was es alles gibt und wie unglaublich viel Arbeit darin steckt diese dinger dann auch noch alle auf ihre weise zu pflücken und wie dreckig das alles ist, kam auch ziemlich schnell der Winter.
Er war kalt und teilweise auch einsam, und es war nicht immer ganz einfach zu dritt die ganze Zeit aufeinader zu hängen. Vor allem wenn ein solches Projekt am Leben gehalten werden will und die beteiligten alle nicht immer ganz einfach zu Händeln sind. Aber ich habe Lauch erntend im Schnee gesessen, eine Million Möhren angefasst, gecheckt das man mit 2 hand voll Würzelgemüse-Sorten den ganzen Winter über die Kulinarischsten Abwechslungen Zaubern kann und das Salat auch Jetzt wächst und wie nervig es ist Wasser kochen zu müssen um dann draußen in der kälte den abwasch zu gestalten, nachdem er mal wieder 2 wochen aufschub genossen hat. Es gab stille Momente mit Henry allein mit dem Salat und mit Lisa und ihrer Saatmaschiene den ganzen Tag Samen zählend am Feuer.
Der Trubel beginnt langsam, die Hitze kommt.
So langsam schlich sich der Frühling ein und ich saß gefühlt nur noch auf meinem Arsch, oder kniete, und zupfte, kaum voneinander zu unterscheidende, grüne Keimlinge aus der Erde. Den ganzen Rest meiner Zeit dort. Nur das. Mehr nicht. Jedenfals hat es sich so angefühlt…
Außerdem war da aber noch die Erde, die plötzlich warm war und in die man seine Füße und Hände stecken konnte, während die Sonne einen von oben durchgebraten hat. Wir haben den ganzen Sommer über mit Wasser rum gespielt und ich habe meine Schuhe nie mehr wieder an gezogen.
Nun war die Hitze das Problem. Es hat gut getan sich den Elementen so ausgeliefert zu sehen und meine eigentliche Ohnmacht der Natur gegenüber zu spüren. Und die Stärke des Jahres, wie es sich dreht und welchen Einfluss es auf mich hatte mit seinen Fassetten.
Was mich besonders umgehauen hat, war das gefühl die klitzekleinen Pflanzen alle einzeln, so behutsam aber auch schnell wie möglich, in die Erde zu bringen und sie dann immer immer immer riesiger werdend zu sehen bis sie den ganzen boden bedecken, riesige Früchte bilden oder dich um längen überragen -ich hatte zwischen den Gurken das gefühl in einem Urwalt zu stehen- und das alles selbst gemacht und umsorgt zu haben.
Der Sommer war eine Zeit in der der Hof nicht nur Pflanzen erblühen ließ, sondern auch Soziale Prozesse: auf einmal gab es so viel zu Ernten und essen das dauerd die unterscheidlichsten, tollen Menschen zu helfen, lernen oder dinge bauen vorbei kamen und ein ganzschüner Trubel entstand. Trubel und gewimmel hat sich zu hauf entwickelt wenn man mal genauer hingesehen hat, wenn man eine Pflanze aus der Erde nahm- ich hab in meinem leben noch nie so viel lebendiges aufgeschäucht. Das war alles wunderbar zu erleben.
Auch war der Sommer die Zeit in der ich mich getraut habe mehr Verantwortung zu übernehmen, mit startschwierigkeiten- danke für die Hilfe, und die Gemüse-verteilerung zu machen oder einzelne Sorten immer selbständig zu ernten.
Gemüse anbauen ist nicht nur Pflanzen, Gießen und dann glücklich ernten sondern eine Wissenschaft für sich, bei der ich oftgenug nicht verstanden habe von was genau die 4 da sprechen.
Da waren Quecke und Winde- unsere erklärten Todfeinde, Henry stundenlang auf dem Traktor in der Sonne mit weißem Hemd, Ralf der alles hat und alles kann aber gern mal auf sich warten lässt, die spirituellsten gespräche mit Albi, Lisa die den Takt vorgibt, Anne wie sie Lächelt, unendliche Netz-auf-machen/ Netz-wieder-eingraben-Aktions, Feste, Lachen, Streit, Kochen, ein Kompost Klo, stachelnde Zuchini, die 2 Kuschel Katzen die immer eine Maus im Maul hatten, ausgerissene Ziegenböcke, 1000 Kräuter zum sammeln, fermentierter Mulch, Brennessel Jauche und noch so vieles mehr.
Der Kreis schließt sich.
Als im Herbst das ernten wieder begann haben sich die Dinge wieder beruhigt und für mich zum ersten mal wiederholt. Und so langsam schlichen sich die Gedanken ein wie mein Leben, nach dieser Pause mit harter Arbeit in der Natur, weiter gehen soll und ich habe den Schritt voll wehmut von MeinHof gemacht um finally Heilpraktiker zu werden, früher oder später.
Danke für die Erlebnisse, die Lernerfahrung, das Lachen und das ihr mich ausgehalten habt, ihr seid herzensgute Menschen die sich übelst den arsch aufreißen.
Auch jetzt noch unterstützt mich der Hof, indem er massen an Thymian spendet den ich bei meiner neuen Aufgabe, in der provisorischen Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen, allen die kränkeln in die hand drücken kann, wo sonst kaum oder nur unzureichende symptomatische Mittel zur verfügung stehen. Und die Menschen freuen sich noch so sehr. Danke auch dafür. (Thymian auf Arabisch übrigens: Sater. Ich bekomm es aber selten hin es so auszusprechen das nicht über mich geschmunzelt wird)
In diesem Sinne- Kapitalismus weg gärtnern!
Tom Hüther FÖJ`ler Oktober 2014 bis Sebtember 2015