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Tiere bei deinHof

Tiere bei DeinHof

Trixie, Ruthje oder Colorada – all dies sind keine Tiernamen, sondern blumige Sortenbezeichnungen für das, was DeinHof zusammenhält: das Gemüse. Doch dies ist noch längst nicht alles, was uns jeden Tag auf der Niederwarthaer Straße erwartet – es gibt auch so manche Abenteuer zu bestaunen und Dramen zu beweinen, die unsere tierischen Mitstreiter uns bereiten.

Morgens in aller Frühe sitzen wir beim Zuckererbsenernten auf dem Melkschemel und denken nichts böses, als plötzlich aus der Nähe der Truthahn kräht und unseren Schemel schier auf Grund der erzeugten Schallwellen ins Wanken bringt. In einem kleinen Waldstück östlich des Hofes lebt ein Paar dieser Zeitgenossen, welche ihren Namen zurecht tragen, oder besser eigentlich TRÖThahn heißen sollten. Lange war uns nicht klar, welches Ungetier da in den Büschen wohnt, bis sich einer der beiden in pfeilschnellem Flug über unseren Feldern zu erkennen gab. Wer noch nie einen Truthahn krähen hörte, stelle sich seinen Ruf am besten als Mischung aus quietschender Tür, kochendem Teekessel und Quieken eines Schweines vor.

Ganz edel schreitend und von einer vollkommen anderen Aura umgeben, begegnete uns neulich ein Vogel, den jeder kennt und der trotzdem bei seinem Auftreten immer wieder ein innerliches Jubeln und wohlige Aufregung auslöst. Wahrscheinlich, weil er mit den Zeiten unserer Kindheit bis hin zur Geburt verbunden ist. Die Rede ist natürlich von Meister Adebar, dem Weißstorch. Vor der Hofwoche machte sich Nicolas in der beginnenden Tageshitze ans Mähen der Wiese hinter dem Folientunnel. Es dauerte nicht lange bis er einen Storch als Begleiter fand. Der Großvogel schritt in gebührendem Abstand hinter dem Traktor her und ließ sich auch durch unsere neugierigen Blicke oder Nicolas‘ manchmal unvorhersehbare Wendemanöver nicht beirren. Was er da suchte war uns zu Beginn nicht ganz klar. Frösche hatten wir auf dieser Wiese noch nie quaken gehört. Ab und an stocherte er mit seinem langen roten Schnabel im frisch gemähten Heu ohne für uns erkennbare Intention. Als ihm die von uns verbreitete Aufregung dann vielleicht doch zuviel wurde, erhob er sich grazil in die Lüfte mit einer Riesenportion frisch gemähten Grases im Schnabel, welches also offensichtlich dem Nestbau dienen sollte. Bei so vielen interessanten tierischen Begegnungen kann man fast das Möhrenjäten vergessen!

Hat man gefühlte 10 Kilometer Möhrenreihen fertig gehackt und gejätet wird es Zeit für das Mittagessen, welches durch den Klang der Zwölfuhrglocke aus Kötzschenbroda herüber angekündigt wird. Neulich wurde es aber übertönt durch einen Schrei aus Lisas Munde, welcher durch Mark und Bein ging, gefolgt von einem „Kommt schnell her!“ Auf dem von der Sonne erwärmten Weg zwischen der Küche und der Sitzgruppe unter den Kiefern hatte sich etwas niedergelassen, was vielen von uns grimmigste Albträume beschert: eine Schlange! Etwa daumendick und vielleicht 40 cm lang, badete sie in der Sonne. Bald wurde sie von mindestens zehn Augen begutachtet und jeder hatte natürlich seine eigene Theorie, um welche Art es sich hier handeln könnte: „eine Kreuzotter!“ „Nein!, viel zu klein – eine Würfelnatter!“, „Ach, die sieht doch ganz anders aus – ganz klar eine Schlingnatter!“; „Leute! Das ist keine Schlange, das ist eine Blindschleiche!“ – Nun ja, letzteres konnten wir auf jeden Fall ausschließen. Das Tier war durch unsere Besserwisserei so verschüchtert, dass es sich flugs ins Gras davonmachte und einer näheren Artbestimmung entzog. Seit dieser Begegnung gehe ich mit etwas mehr Respekt durch das hohe Gras und komme mir dabei vor wie auf einer Expedition in die entlegensten Urwälder dieses Planeten.

Die wahren Dramen spielen sich jedoch meist unbeobachtet ab. Sind euch einmal die vielen trichterförmigen Gebilde unterhalb der Türschwelle der Küchentür aufgefallen? Nein, das sind keine geheimen Türen in eine andere Welt oder Einschläge von Minikometen. Was sich hier angesiedelt hat, ist die Larve des „Insekts des Jahres 2010“ – der Ameisenlöwe, oder wie auch euphemistisch das Imago genannt wird: die Ameisenjungfer. Der Ameisenlöwe gräbt sich in trockenen Sand einen Trichter an dessen Grunde er mit weit geöffneten Zangen auf Beutetiere wartet – dies können Ameisen, aber auch alle andere Tiere, die nicht zu groß sind, selbst kleine Nacktschnecken sein. Gerät ein Beutetier an den Rand des Trichters, wird es gezielt mit Sand beworfen, um so das Abrutschen in den Grund des Trichters zu fördern. Am Grunde angekommen warten schon die weit geöffneten Klauen dieses kleinen Räubers. Den Beutefang konnten wir zwar noch nicht direkt beobachten, doch konnten wir den Ameisenlöwen zum Sandschleudern animieren, in dem wir mit einem kleinen Stöckchen ein Beutetier imitierten. Stellen wir uns vor, wir seien eine kleine Ameise und müssten uns durch ein Labyrinth aus Trichtern, an deren Grunde der Tod lauert kämpfen, ist das eingangs genannte Bild von einer Tür in eine andere Welt vielleicht doch nicht so falsch.

Die Welt der Tiere ist jeden Tag präsent und es ist unmöglich ihr nicht zu begegnen: seien es die flatterhaften Lerchen, welche hoch über den Feldern wie Kolibris mit den Flügeln schlagen, der imposante Bussard, der uns die Mäuse (teilweise) vom Leib hält, die vielen vielen Insekten, Schmetterlinge, Spinnen oder die Maulwürfe und Schnecken auf deren Tätigkeit wir das ein oder andere Mal gern verzichten können.

Ein Tier jedoch liegt uns besonders am Herzen und zeigt auf, dass wir ohne unsere Begleiter keine müde Tomate und keinen filigranen Fenchel ernten könnten: (frei nach einem Buchtitel)

„Der Gärtner ist immer der Regenwurm“.

Martin K….ehemaliger Praktikant und Mitglied bei deinHof