Für ein solidarisches Projekt wie unseren deinHof ist es sehr wichtig, dass wir Mitglieder Formen und Wege finden, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Entscheidungen zu fällen, die von möglichst vielen – besser sogar allen – Menschen getragen und verantwortet werden. Unsere Satzung sieht für die Plenumsentscheidungen das Konsensprinzip vor. Dazu ist es nötig, dass alle betroffenen Menschen ausreichend am Entscheidungsprozess teilhaben können. Das stellt klare Anforderungen an Moderations- und Entscheidungsverfahren.
In unserer Gründungsphase sowie unserem ersten gemeinschaftlichem Jahr haben wir sehr viele wertvolle Erfahrungen mit partizipativer Gruppenkommunikation sammeln können. Aus dem Bedürfnis heraus diese Erfahrungen strukturierter zu reflektieren und die Verantwortung für die Moderation von Kommunikationsprozessen stärker zu teilen, haben 15 interessierte Mitglieder unserer Gemeinschaft am Sonnabend, den 21. Februar einen eintägigen Moderations- und Konsensworkshop durchgeführt. Zur Unterstüzung konnten wir das Leipziger Kollektiv für Gruppenprozessbegleitung ModeM gewinnen. Das Protokoll dazu findet ihr im Bereich der AG Bildung.
Der inhaltliche Schwerpunkt des Workshops lag auf den vielfältigen Aspekten von Gruppenmoderation. Wir haben uns über die passende Grundhaltung einer Moderator*in verständigt, über besondere Herausforderungen im Verlauf einer Veranstaltung, z.B. das Ankommen der Menschen, Diskussionsregeln und Handzeichen, Aufteilung in Kleingruppen, Umgang mit Phasen der Ermüdung oder Gestaltung eines Abschlusses. Das ModeM Kollektiv brachte eine ganze Reihe interessanter und lebendiger Methoden mit, die wir gleich direkt mit uns selbst ausprobiert haben, u.a.:
- Soziometrische Aufstellung
- Gruppenfindung durch pantomimisches Spiel
- Plakatdiskussion
- Energizer „Platz wechseln“
- Kleingruppenaufteilung und -arbeit
- Metatier
Im kleineren zweiten Teil stellte uns das ModeM Kollektiv mit dem Vierfaktorenmodell der Themenzentrierten Interaktion eine Möglichkeit zur Vorbereitung und Strukturierung von Gruppenveranstaltungen vor. Nach diesem Modell ist die gleichzeitige Berücksichtigung der vier Faktoren Ich, Wir, Thema und Kontext für das Gelingen eines Gruppenprozesses notwendig. Insbesondere am Anfang einer Veranstaltung wird für das Ich gesorgt, sodass sich auch alle Menschen gut aufgenommen fühlen können. Am Ende des Workshops fand sich noch ausreichend Gelegenheit die Grundsätze und Herangehensweisen bei Konsensentscheidungen zu besprechen und praktische Tipps vom ModeM Kollektiv abzufragen 🙂
Der Workshop verlief in einer ausgesprochen gelösten und angeregten Atmosphäre – eine gute Voraussetzung für ein tieferes Vernetzen in unserer jeweiligen Erfahrungsstruktur. Einen wichtigen Anteil daran hatte das ModeM Kollektiv durch ihre stets kompetente und wertschätzende Weise zu kommunizieren. Für uns ein lebendiges Beispiel, wie gute Moderation sein kann. Vielen Dank dafür!
Zum Schluss möchte ich gerne noch ein paar persönliche Aha-Momente bzw. Erkenntnisse aus dem Moderations- und Konsensworkshop mitteilen:
- In den ersten 20 Minuten nichts machen, was mensch sich merken muss.
- Unklare Verhaltensweisen direkt ansprechen und klären, z.B. wenn eine Person herum geht.
- Die Moderation rettet die Gruppe nicht.
- Plakate immer schön abdecken und erst aufmachen, wenn alles fertig gesagt ist 🙂
- Bei deinHof könnten wir Moderation durchrotieren und möglichst vielen Menschen hier Erfahrung und Lernen ermöglichen.
- Immer mal wieder zurücktreten und die Stimmung der Gruppe wahrnehmen.
- Spezialrollen wie Feedbackgeber*in oder Stimmungssensor*in vergeben.
(Von Jens S.)