Nach dem Mitmachmarathon der letzten Samstage ist nun für dieses Jahr Schluss mit lustig und Erde unter den Fingernägeln – jedenfalls für die Wochenendschicht.
Bei knackig-kalten Novembertemperaturen ging es an den vergangenen Sonnabenden dem Kohlrabi, dem Weißkohl, der chamäleonartigen Bete (rot, weiß, geringelt, rund, länglich, groß oder klein), dem Rotkohl und den Möhren an den Gemüsekragen. Im derzeit angesagten mollig-warmen Zwiebellagenlook und mit mehr oder weniger neidischen Blicken auf den Badezuber des Nachbarn gerichtet, rollten Kohlköpfe, fielen Wurzeln der Astschere zum Opfer und wurden Möhrenzwillinge oder -drillinge voneinander getrennt.
Was zunächst so grausam klingt, ist jedoch halb so schlimm. Die nächste Zeit dürfen sie alle zusammen im geschützten Lagerraum Pyjama-Partys feiern und sich auf einen Blick über den Tellerrand in Löbtau, Striesen, Pieschen, Radebeul und der Neustadt freuen.
Auffallend war, dass der Superschmelz-Kohlrabi in der Gunst der Freizeiterntehelfer nicht sonderlich hoch zu stehen scheint. Obwohl der Betreuungsschlüssel von 2:1 (Gärtner:Freiwillige) jede pädagogische Fachkraft vor Neid erblassen lassen würde, leidet das Selbsbewusstein dieser Riesen doch erheblich darunter. Denn auch ein Kohlrabi hat Gefühle und nimmt Zurückweisung schmerzlich wahr.
Es sollen daher an dieser Stelle ein paar seiner herausragenden Charaktereigenschaften hervorgehoben werden, um seine Fangemeinschaft zu vergrößern und vielleicht im nächsten Erntejahr in Scharen auf den Acker zu locken:
Äußerlich klobig, etwas übergewichtig und von unscheinbarem Hellgrün, wirkt er auf den ersten Blick unnahbar und schwer zu knacken. Unter der harten Schale verbirgt sich jedoch ein einnehmendes, frisches, vielseitiges und leckeres Wesen, dass sich über jeden hungrigen Freund freut. Darüber hinaus ist die Superknolle nur selten angefressen und nimmt die alljährlich nötige Kahlrasur seiner lang gewachsenen Blätter klaglos und ohne Eitelkeit hin. Überragend ist seine Loyalität, mit der er Hoffreunde auch in kalten Wintern nicht im Stich lässt. Glücklich kann sich schätzen, wer dieses 5-kg-Wurfgeschoss in Reichweite auf dem Küchentresen liegen hat, um potenzielle Einbrecher in die Flucht zu schlagen.
Konntet ihr bei der Ernte also leider nicht dabei sein, macht diesem Pfundskerl doch einfach eine große Freude, indem ihr ihn euch ordentlich schmecken lasst!
von Anne K.