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Kartoffeln in Kooperation – ein Versuch

In den vergangenen Jahren hat uns der eigene Kartoffelanbau immer wieder Freude bereitet jedoch auch vor große Herausfordeungen gestellt. Unser Gärtner Christian möchte euch mit diesem Artikel an seinen Gedanken zum Kartoffelanbau teilhaben lassen und transparent machen, warum wir in diesem Jahr den Kartoffelanbau an den ökologischen Landwirschaftsbetrieb Johann Franz auslagern werden.

Probleme mit der Kartoffel bei deinHof

Die Kartoffeln bilden über weite Teile des Jahres (Ende Juni bis Ende April) die kohlenhydratige Grundlage für unsere Ernteanteile, es ist flächen- und ertragsmäßig unsere größte Kultur und derzeit die einzige, in der wir alle Kulturarbeiten maschinell durchführen.

Das stellt uns bereits vor das erste Problem. Wir haben derzeit keinen funktionstüchtigen Traktor mit dem wir die Kartoffeln kultivieren können, sprich einen Traktor mit schmaler Pflegebereifung mit dem wir durch die Dammtäler über den Kartoffelschlag fahren können. Das ist nötig um zur Unkrautkontrolle die Kartoffeldämme zu Striegeln und Anzuhäufeln, außerdem um die abgestorbenen Pflanzen und Unkräuter vor der Ernte mit dem Mulcher abzuschlegeln. Bisher haben wir quasi nur für den Kartoffelanbau einen alten, reparaturanfälligen Schlepper unterhalten, was ökonomisch sehr fragwürdig war.

Unsere Gemüsebau-Fruchtfolge besteht eigentlich primär aus Sommerungen, also Kulturen, die in den Sommermonaten angebaut werden. Dadurch vermehren sich auch primär Sommerunkräuter auf unseren Flächen. Die Kartoffelflächen neigen nach Absterben der oberirdischen Pflanzenteile und dem damit eigehenden Verlust der Bodenschattierung zu extemer Spätverunkrautung im August.

Damit holen wir uns jedes Jahr ein enormes Potential an Unkrautsamen in unseren Boden, was im Jahr nach den Kartoffeln schon zu einigen Verunkrautungsproblemen geführt hat.

In Landwirtschaftlichen Fruchtfolgen potenzieren sich diese Unkräuter weniger, da oft im Wechsel Sommerungen und Winterungen angebaut werden.

Desweiteren ist die Kartoffel bei uns sehr krankheitsanfällig. Durch unsere kleinteilige Fruchtfolge vermehrt sich der Kartoffelkäfer bei uns sehr stark, da jedes Jahr auf nah beieinanderliegenden Flächen seine beliebte Wirtspflanze zu finden ist.

Zusätzlich wächst direkt neben den Kartoffeln auch meistens eine wasserbedürftige Gemüsekultur, müssen wir Randbereiche der Kartoffeln auch teilweise in ungünstigen Zeiten mitbewässern. Die Kartoffeln sind als nahe Verwandte der Tomate sehr anfällig für die braun- und Krautfäule, eine Sommerpilzkrankheit die bei nass-warmen Bedingungen auftritt. Durch das notgedrungene mitbewässern der Kartoffelrandbereiche öffnen wir quasi die Pforte für ein frühzeitiges Auftreten dieser bestandsgefährdenden Infektion.

Hinzu kommt der hohe Arbeitsaufwand mit externen Ressourcen, wir sind bisher fürs Kartoffeln legen und die Ernte von Maschinen von Johann Franz angewiesen. Die, wenn wir sie brauchen, in Gohlis abgeholt werden müssen. Dafür sind Absprachen und mehrere Fahrten nötig. Der Pflanzenschutz im Frühsommer und vor allem die Ernte im Herbst bindet immer punktuell sehr viele Arbeitskräfte, die nicht immer in gewünschtem Maße zur Verfügung stehen.

Trotz dieser Punkte haben wir oft hervorragende Erträge in den Kartoffel verzeichnen können und die gemeinsamen Ernteaktionen sind für viele von euch eine gemeinschaftsbildende Schatzsuche.

Ausblick: Versuch eine Kartoffelkooperation

Es ist toll eine richtig ernährende Komponente in den Ernteanteil zu packen und eine wichtige Grundlage für eure Versorgung in den Wintermonaten.

Wir wollen den Kartoffelanbau nicht direkt streichen, jedoch eine Kooperation mit einem befreundeten Betrieb erproben. Johann Franz bewirtschaftet auf vielfältige Weise, idealistisch den kleinbäuerlichen Familienbetrieb in Gohlis. Er unterstützt uns seit der ersten Bodenbearbeitung mit seinem landwirtschaftlichen Wissen und seinem Fuhrpark.

Er baut in sichtweite unseres Hofes ähnliche Kartoffelsorten in nahezu identischer Weise an, jedoch kann er es ökonomisch und auch ökologisch sinnvoller gestalten. Bisher vermarktet er seine Kartoffeln lediglich über den Direktverkauf ab Hof und gewinnt durch diese Zusammenarbeit eine neue planbare Vermarktungssicherheit. Durch die feste Preis- und Mengenabsprache bekommen wir einen guten und er einen fairen Preis für seine Kartoffeln gleichzeitig tragen wir damit den solidarischen Gedanken an einen interessierten Nachbarbetrieb weiter. Kooperation auf Augenhöhe und Gemeinschaft ist auch zwischen zwei Betrieben ein Schlüssel für resiliente Strukturen und nachhaltiges Wirtschaften.

Bei der Mitgliederversammlung haben wir diese Gedanken mit allen Anwesenden geteilt, wonach sowohl befürwortende als auch ein paar kritische Stimmen zu diesem Vorhaben geäußert wurden. Ich habe etliche Stunden damit verbracht eine Möglichkeit für den Erhalt der Kartoffel im deinHof-Sortiment zu finden und bin sehr froh, dass Johann Franz so kurzfristig offen für eine Zusammenarbeit war. Aus eigenem Anbau wäre die Kartoffelausgabe kommende Saison nicht machbar gewesen, was nach Auswertung der Gemüseumfragen für die meisten von euch ein herber Verlust gewesen wäre.

Diese Kooperation ist nun für ein Jahr vereinbart und wird Grundlage für eine kommende Diskussion gefolgt von einer Mitgliederentscheidung sein, wie wir perspektivisch mit dem Kartoffelanbau bei deinHof verfahren.

Johanns Kartoffeln

Im nächsten Jahr wird uns also Johann Franz zwischen September und April mit 200kg Kartoffeln pro Woche versorgen. Leider ist die Sorte „Adretta“ dieses Jahr nicht als Ökopflanzgut verfügbar, weshalb wir auf eine andere mehligkochende Sorte ausweichen müssen, das wird vermutlich die Sorte „Afra“ sein. Die rotschalige „Laura“ bleibt uns erhalten und als vorwiegend festkochende Sorte kommt die „Solara“ dazu.

Auf Johanns Internetseite könnt ihr euch ein Bild von seinem tollen Betrieb machen: