„Will niemand singen, so sing aber ich, über Berg und Tal hört man den Schall.“
Auch wenn der Kanon zum Abschluss der diesjährigen Bieterrunde noch etwas holperig daherkam, so konnte man sich am Sonntag wieder davon überzeugen, dass das Projekt Früchte trägt und der Schall durch das (Elb)Tal gehört wurde.
Zu den im letzten Jahr 130 Ernteanteilen sind 10 dazugekommen. Statt den bisher 2 Hektar stehen ab diesem Jahr 4 Hektar zur Verfügung. Das sind mehr Leute, die mitmachen, das ist aber auch mehr Platz für mehr Gemüse und mehr Ruhefläche für nachhaltiges Bewirtschaften.
Henry beginnt das Zusammenkommen mit dem Gongschlag und gibt uns eine Minute Zeit, nochmal innezuhalten – anzukommen. Zeit zum kurzen Nachdenken, warum man/frau sich, warum ich mich, auch im vierten Jahr wieder auf ein neues Jahr einlasse.
Es ist natürlich das viele frische und schmackhafte Gemüse, das jetzt mit dem Postelein langsam anfängt und übers Jahr weiter anwachsen wird und für mich immer den Höhepunkt in den üppigen Tomatenlieferungen im Hochsommer findet.
Aber es ist auch, wie es Chelo später sagen wird, der solidarische Gedanke und das Wegbleiben von Profitwünschen und Wachstumsbestrebungen. Es ist die stückweise Rückeroberung meines Essens – andere nennen es Ernährungssouveränität und das Bewusstsein, dass der Erde in Radebeul nichts Böses geschieht, dass alles gedeihen darf ohne Chemie und ohne Maßgabe und dass es auch Ruhe und Erholung für den Acker gibt.
Es folgt ein kurzer Rückblick, wer letztes Jahr alles gegärtnert hat. Unermüdlich und beständig Lisa und Henry, die Gründerinnen und dicken Säulen des Projektes. Nicolas, der letztes Jahr seine letzten Ausbildungsmonate bei deinHof angetreten hat und seit letzter Woche „fertiger“ Gärtnert ist. Anne, die jetzt erst mal Mutter wird, Albrecht, der bis Dezember mithalf und jetzt einen eigenen Hof hat, der Praktikant Martin und Priscilla, die als Praktikantin startete und nun seit Herbst ihre Ausbildung bei deinHof macht, der FÖJler Thorben, Marica als Betriebshelferin.
Neu hinzukommen dieses Jahr werden Steffi als neue Gärtnerin, wieder zwei Praktikantinnen, Lars, der bei der Gemüseverteilung unterstützen wird, Markus, der im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes sich etwas mehr um den Bürokram kümmern wird und wer weiß schon, wer übers Jahr noch den beruflichen Weg nach Radebeul finden wird.
Es gibt eine Fragerunde, in der verschiedene Menschen erzählen, wie sie das letzte Jahr erlebt haben. Wolfgang von der Streuobstwiese, Luise wie ihre Verteilstation funktioniert, andere Menschen, wie man ein Fest vorbereitet, das ‚internes@dein-hof‘-Postfach bearbeitet wird, sich die Mitmachtage gestalten. Wichtig ist Henrys Wunsch nach mehr Interesse und Verbindlichkeit. DeinHof ist keine Gemüsekiste. DeinHof bist Du, es sind Deine Pflanzen, Dein Acker – also komm raus und schau nach. Bei der Frage, wer denn in den letzten Jahren in Radebeul mitgeholfen hat, stehen zwei Drittel von den Stühlen auf. Ich wundere mich ein bisschen, dass da nicht der ganze Saal steht.
Ähnlich wird es bei den Bieterrunden. Erst im dritten Anlauf schaffen wir’s. Ich bin enttäuscht.
Nach der ersten Runde fehlten 8.000 €! Wie kann das sein? Der monatlich nötige Beitrag liegt dieses Jahr bei 85 €, trotz Erhöhung des Gärtnerlohns, leichten Kostenanstiegs für Mehl und Kartoffeln, Obst-Kooperation und dank guten wirtschaftens nur 4€ mehr als letztes Jahr.
Warum braucht es drei Runden, bis alle die Geldbörse so weit aufmachen, dass die Gärtner ordentlich bezahlt werden können und Geld für den laufenden Betrieb da ist? In meiner Naivität hatte ich gedacht, wir schaffen es bereits in der ersten Runde.
Aber so ist das wohl. Bevor wir zum ersten Mal bieten, stellt Dirk noch Abrechnung 2016 und Budget 2017 vor. Dann geht es in die Mittagspause.
Gesättigt von all den leckeren Dingen auf dem Buffet starten wir in die zweite Runde. Die Zeit der Auszählung überbrücken Florian und Juli und werben eindringlich für die Mitarbeit am Projekt bzw. für die einzelnen Aufgaben, die alle wichtig und notwendig sind, um den Acker am Laufen zu halten. Hier ist dringend Beteiligung erwünscht.
Dann kommt die dritte Runde. Um hier die Auszählung zu überbrücken, hatten wir zum ersten Mal bei einem Bieterrundentreffen eine halbe Stunde Zeit, für uns als Verteilstation – um uns etwas näher kennenzulernen, die Neuen zu begrüßen und einzelne Fragen oder Änderungswünsche anzudiskutieren. Das hätte aus meiner Sicht ruhig länger sein können und die Mittagspause dafür etwas kürzer. Ein wichtiger und richtiger Punkt.
Danach wurde das Ergebnis der dritten Runde bekanntgegeben. Aufatmen meinerseits. Mit dem eingangs erwähnten Kanon wurden wir noch einmal zur Gemeinschaft und auch wenn wir ihn in Moll gesungen haben – so liegt doch ein neues Jahr vor uns, mit jeder Menge gutem Gemüse, das auf uns warten wird. Ich freu mich sehr drauf und vielleicht klappts ja im nächsten Jahr beim ersten Mal.
Dorit – Mitglied bei deinHof