Nach vielen Jahren findet im Raum Dresden wieder ein Permakultur-Design-Kurs statt. Dieser sogenannte 72h-Zertifikatskurs basiert auf dem international anerkannten Curriculum und bildet die Voraussetzung für die Weiterbildung zum Diplom-Permakultur-Designer. Veranstaltet durch der Permakultur-Akademie, unterrichtet von Judit Bartel, Ulrike Meißner und Sebastian Kaiser, nehmen an diesem dreiteiligen Kurs sechzehn Permakultur-Begeisterte teil, die gemeinsam das Handwerkszeug für den Wandel erlernen möchten.
Während des zweiten Teils, der auf dem Hof von Uli in Kettewitz bei Meißen stattfand, besuchten wir im Rahmen einer Exkursion die Solidarische Landwirtschaft deinHof Mitte April in Radebeul. Julia, Chris, Josi und Katrin schildern hier ihre Eindrücke:
Nach einer herzlichen Begrüßung von Gärtnerin Anne und Lena, die als aktives Mitglied der Community verantwortlich für Internes und Kommunikation ist, gab es eine ausführliche Gelände-Führung. Laut Anne werden im Laufe der Saison vierzig verschiedene Kultursorten angebaut, die wir in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien, unterschiedlichen Anbautechniken sowie Pflege- und Ernteansprüche sehen konnten. Schnell wurde ersichtlich, dass sich die SoLaWi hier sowohl von konventionellen Groß- als auch von klassischen Bio-Betrieben unterscheidet. Von jeder Sorte werden eher relativ wenige Reihen bzw. Beetabschnitte bepflanzt oder ausgesät, um so in der Lage sein zu können, auf die individuellen Ansprüche der einzelnen Kulturen mit angemessener Bewirtschaftungsweise reagieren zu können. Dabei sind die Gärtner (augenscheinlich sehr erfolgreich) darum bemüht, den Spagat zwischen ökonomischer Effizienz („es muss ja auch bearbeitbar und zeitlich machbar sein“) und ökologischer Nachhaltigkeit („wir wollen den Boden gern bedeckt halten und experimentieren im Moment viel mit Mulch und Gründüngung) zu meistern. Uns imponiert das, denn immerhin ernähren die aktuell 130 Ernteanteile in der Region ca. 250 Menschen.
Damit deren Versorgung auch im Winter und zeitigen Frühjahr gewährleistet ist, gibt es Lagerkapazitäten sowie einen großen Folientunnel mit Salaten, Kräutern und geschickter Besatzstaffelung.
Nach dem Rundgang kuscheln wir uns mit Tee, Kaffee, Obst und Keksen ins gemütliche Büro, dort beantworten Anne und Lena unsere zahlreichen Fragen mit Geduld und Sachverstand. Merklich regt sich in manchen von uns der Wunsch nach einer SoLaWi am eigenen Ort, sodass die Fragen zunehmend fachlich detailliert wurden und sich auch um die finanziellen Aspekte drehten. Die ehrlichen und kompetenten Antworten führten schließlich dazu, dass wir die SoLaWi mit einer Menge an neuem Wissen, gefestigten Visionen und vielen Aha-Momenten verlassen haben. Eine Kernerkenntnis für uns war, dass mit guter Planung Nutzen und den Aufwand eines solchen Vorhabens alle Beteiligten einen wertvollen Ertrag erzielen können, vom einzelnen Ernteteiler über das Bodenleben bis hin zu den Gärtnern. Und das in einer nicht-marktwirtschaftlichen Betriebweise!
Ergänzend dazu folgt hier ein Auszug zu angewandten Permakultur-Prinzipien, die wir auf dem Hof entdecken konnten:
- Unter den Ernteteilern finden regelmäßig Umfragen zu Gemüsewünschen, -mengen und -nutzung statt. Hier wird immer wieder beobachtet und auf Feedback eingegangen.
- Mit Hilfe des Folientunnels wird die Wärme der Sonne, also Energie gesammelt und gespeichert.
- Der Hof ist ein produzierender Betrieb und erwirtschaftet so Ertrag, die Beteiligten können von ihrer Arbeit leben.
- Pflanzenabfälle und Erntereste werden kompostiert und zum Mulchen wiederverwendet, so werden Kreisläufe geschlossen und kein Abfall erzeugt.
- Bei der Sortenwahl setzen die Gärtner auf Vielfalt, so fallen einzelne Ernteausfälle einer Kultur insgesamt nicht so ins Gewicht fallen.
- Die Handsämaschine ist beispielhaft für kleine und langsame Lösungen statt energieintensiven Ressourceneinsatzes.
- Die SoLaWi wird von Mitglieder getragen, diese bezahlen nicht für Gemüse, sondern dafür, dass es eine gute Landwirtschaft gibt. So ist der wirtschaftliche Druck (dem Gemüsebau-Betriebe sonst ausgesetzt sind) reduziert und für die Gärtner besteht die Möglichkeit, mit verschiedenen Strategien nachhaltigen, bodenschonenden Anbaus zu experimentieren. So ist Raum für Flexibilität, angepasste Lösungen und kleine Schritt
Vielen Dank für die spannende Führung , die anregende Inspiration und die tollen Eindrücke einer zukunftsfähigen Landwirtschaft! Alles Gute für euch!
Einleitung von Sebastian Kaiser, Text von den Teilnehmern
Fotos von Christiane Kupfer